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Partizipation von Kindern und Jugendlichen - Theorie und Praxis

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Produktbeschreibung

Leseprobe

Vorwort 2021

Dieses Buch hat, 1998 erschienen, in dieser Zeit zum fachlichen Diskurs um hochwertige und pädagogisch verantwortbare Beteiligungsstrategien für Kinder und Jugendliche beitragen können. Das Buch ist dann nach einer zweiten Auflage vom Markt genommen worden. Das Thema „Partizipation im pädagogischen Kontext“ kam und ging in den folgenden Jahren. Und wie schon damals Konzepte, Theorien und Veröffentlichungen aus den siebziger und achtziger Jahren in Vergessenheit geraten waren, vermisse ich heute bei aktuellen Veröffentlichungen den Rückblick auf fachliche Traditionen und Entwicklungen und manchmal auch einen Tiefgang in der Reflexion.

Damals war mir wichtig, zunächst die Themen, die im Buch aus meiner praktischen Erfahrung zur Sprache kommen, gründlich zu verstehen und meine Darstellung theoretisch zu fundieren. Leitfragen waren damals:

  • -Wie ist „Partizipation von Kindern“ in einer Gesellschaft zu praktizieren, in der sich Erwachsene kaum noch aktiv einbringen? Werden Kinder in Beteiligungsprojekten möglicherweise zu Feigenblättern einer Demokratie mit Legitimationsproblemen?
  • -Was ist Kindern und Jugendlichen in welchem Alter zuzutrauen? Was sagt die Entwicklungspsychologie dazu?
  • -Wie kann man „Partizipation“ im Spannungsfeld positiver pädagogischer Absichten („Du sollst dich beteiligen, weil es gut für deine Entwicklung ist!“) und dem Eigenwillen von Kindern und Jugendlichen konzipieren und umzusetzen, die entweder „Null Bock“ oder ganz andere Interessen und Wünsche als die von den Pädagogen angebotenen Ziele haben?
  • -Wie lässt sich Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in einem kommunalen, bürokratisch geprägten Verwaltungsapparat realisieren, dessen Planungshorizont eher Jahrzehnte als Monate beträgt, sodass Beteiligungsprojekte nicht den gleichen Politikfrust erzeugen wie den der Erwachsenengeneration? Es wurde immer eine Geschichte kolportiert, die für dieses Spannungsverhältnis paradigmatisch ist: Jugendliche hatten intensiv einen Bolzplatz in ihrem Umfeld gefordert. Nachdem dieser mit viel Planungsaufwand nach 20 Jahren realisiert wurde, klagten die gleichen Menschen, mittlerweile erwachsen und Eigenheimbesitzer geworden, aus Lärmschutzgründen gegen die Realisierung.

Das Ergebnis des Arbeitsprozesses ist „viel Text“. Denn mir war eine theoretische Durchdringung in Verbindung mit Praxisreflexion ein zentrales Anliegen. Da sich die zentralen Fragen bis heute nicht geändert haben und weil meine Beiträge nach wie vor hochaktuell sind, habe ich mir die Arbeit gemacht, den Text neu zu gestalten und ihn damit wieder verfügbar zu machen. An einer weiteren inhaltlichen und bibliografischen Aktualisierung wäre dieses Projekt aus zeitlichen Gründen gescheitert. So hoffe ich, wieder Leserinnen und Leser zu finden, die sich intensiv mit Partizipation beschäftigen wollen. Es ist durchaus möglich, in dem Buch die Aspekte herauszusuchen, die für die Leserin aktuell interessant sind.

Geändert habe ich den ursprünglichen Titel "Partizipation von Kindern in der Kommunalpolitik". Denn die allermeisten Überlegungen betreffen nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche. Und da sich ebenso die allermeisten Aspekte nicht nur auf kommunale Beteiligungsprojekte, sondern auch auf die Beteiligung in den verschiedenen pädagogischen Arbeitsfeldern erstrecken, fühlen sich vielleicht mehr Fachkräfte angesprochen.

Ich selbst habe unglaublich dabei gelernt. Das Gelernte gebe ich bis heute in vielen Vorträgen und Weiterbildungen weiter. In dem Reflexions- und Erarbeitungsprozess hat mich mein alter Freund und damaliger Lektor des Lambertus-Verlages Ulrich Bröckling sehr unterstützt und begleitet. Vielen Dank noch heute dafür!

Matthias Bartscher

Im Dezember 2019

Klappentext:

Kinderparlamente, Kinderbeauftragte, Kinderbüros - das Thema Kinderbeteiligung hat Hochkonjunktur. Obwohl die Partizipation von Kindern ein traditionelles Anliegen von Jugendhilfe und Sozialarbeit ist, erscheint sie heute oft als neues, fast modisches Thema. Im Rückgriff auf Methoden der Gemeinwesenarbeit und außerschulischen Jugendbildung untersucht der Autor die vielfältigen Aktivitiäten zur Beteiligung von Kindern auf kommunaler Ebene. Aufschlussreiche Praxisberichte machen Erfolgschancen, aber auch Fallstricke von Partizipationsprojekten deutlich: So sinnvoll die Beteiligung von Kindern etwa bei der Planung eines kinderfreundlichen Wohnumfelds oder von Spielplätzen ist, so sehr ist Skepsis geboten gegenüber nur symbolischer Partizipation: Kinder dürfen hier lediglich "Demokratie spielen", die Entscheidungen werden jedoch anderswo gefällt. Das Buch bietet eine Fülle von Anregungen und Hinweisen für wirksame Formen der Kinderbeteiligung im kommunalen Feld. Es wendet sich an Kinderbeauftragte, Mitarbeiter(innen) von Kinderbüros und (Sozial-)Pädagogen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit. Ebenso interessant ist es für politische Entscheidungsträger, die ihre Kommune kinderfreundlicher gestalten wollen.

Auf den Merkzettel
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